Stechbahn 3 (Korbach)

Das Haus Stechbahn 3 vor 1929.
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Das Haus Nr. 3 in der Stechbahn war ein nach dem Stechbahnbrand von 1885 errichtetes und 1970 abgerissenes Backsteinhaus in der Altstadt von Korbach. [1]

Geschichte

Der Vorgängerbau war erst 1844 an die Stelle von zwei abgerissenen Fachwerkhäusern gesetzt worden. [2] Die Fachwerkhäuser werden nachfolgend als Stechbahn 3a und 3b bezeichnet. Diese beiden Fachwerkhäuser dürften mit ihrer schmalen Giebelfront von jeweils 7,5 Meter der Stechbahn zugewandt gewesen sein. Der Parkplatz, der sich seit dem Rathausneubau bis 2019 an dieser Stelle befand und zwischen dem Rathaus-Altbau und dem Haus Stechbahn 5 lag, war etwa 21 Meter breit. Zwischen dem Haus Nr. 3a und dem Rathaus verlief - bis 1970 - die Rathausgasse (Breite ca. 4-5 Meter), welche seitdem durch den modernen Rathausanbau von der Stechbahn abgeschnitten ist.

Stechbahn 3a

Das Baujahr dieses, direkt an das Rathaus angrenzenden Gebäudes konnte nicht festgestellt werden. Vermutlich wurde es nach dem Stadtbrand von 1664 errichtet. Es hatte nach dem Brandkassenregister von 1784, Nr. 154, eine Größe von 42 x 24 Fuß mit einem Wert von 200 Talern. Hinter dem Wohnhaus lag in der Rathausgasse eine Scheune, die 1827 auf einem Gartenplatz erbaut worden war. Im Güterverzeichnis von 1757, S. 407, heißt es über das Haus:

"Benn, Johann Adam, Perückenmacher, Wohnhaus auf der Stechebahn zwischen dem Rathause und Johann Georg Loos Hause. Das Haus hat das Braurecht."

1. Als erster Eigentümer wurde der Schneidermeister Hans Caspar Beil (* um 1625 in Frankenberg/Eder; begr. 21.05.1696) festgestellt. Er war Bürger seit 1650, Ratsmitglied in den Jahren 1673, 1675, 1678, 1680, 1682, 1684, 1686, 1688, 1690 und 1696 und Dechant der Schneidergilde 1689. Verheiratet war er mit einer Magdalene, Geburtsname unbekannt (* um 1642; begr. 04.03.1703).

2. 1708 wurde der Stadtmusikus Hermann Crepas aus Münden (* um 1681; begr. 31.05.1720, 39 Jahre) Eigentümer des Hauses. Er war Bürger seit 1708 und verheiratet mit Anna Margarethe Beil (~ 19.12.1675;† ?), Tochter von Nr. 1.

3. Durch Heirat mit der Witwe von Nr. 2 erwarb 1721 Emanuel Philipp Goette aus Mengeringhausen das Gebäude. Er war das jüngste von fünf Kindern des Christoff Götte (1638-1692) und der Emerentiana Flasche (begr. 1677), beide aus Mengeringhausen. [3]

4. 1725 wird der Perückenmacher Johann Adam Benn (~ 10.05.1696; † 09.04.1761) neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Pfennigmeisters Henrich Benn und dessen zweiter Ehefrau Walpurga Knoche. Am 23. Juli 1726 heiratete er Johanna Philippine Crepas (* um 1708; † 19.03.1794), Tochter von Nr. 2. Benn war Bürger seit 1725 und Ratsmitglied in den Jahren 1733, 1755 und 1758).

5. Der Plüschmacher Johann Christian Elling (* um 1736; † 13.06.1817, 81 Jahre) wurde im Jahr 1766 durch Heirat Eigentümer des Hauses. Er war Bürger seit 1764, Stadtrezeptor und Ratsmitglied in den Jahren 1781, 1785 und 1791. Seine Eltern waren der Kaufmann Johannes Elling und Anna Elisabeth Curtze. Am 17. Juli 1764 heiratete er Margarethe Charlotte Benn (~ 23.03.1734; † 02.12.1795), Tochter von Nr. 4. Eine zweite Ehe ging Elling am 21. Februar 1796 mit Marie Margarethe Reddehase (~ 25.09.1746; † 28.08.1810) ein. Sie war die Tochter des Schmiedemeisters Franz Reddehase (Elleringhausen) und in erster Ehe verheiratet mit dem Metzgermeister Ludwig Dulfigge.

6. Letzer Eigentümer des alten Hauses wurde 1817 der Schneidermeister Johann Christian Friedrich Benn (* um 1787 in Rhoden; † 16.05.1864), Sohn des Rentmeisters Ephraim Benn in Holzhausen. Am 6. Januar 1811 heiratete er Susanne Christiane Dorothea Elling (* um 1769; † 07.07.1839, 70 Jahre), Tochter von Nr. 5.

Stechbahn 3b

Dieses Fachwerkhaus lag zwischen dem Haus 3a und dem Haus Stechbahn 5. Es war 1729 von dem aus Kleinern stammenden Sattlermeister Johann Georg Loos errichtet worden und war von 1729 bis 1743 steuerfrei. Nach dem Brandkassenregister von 1784, Nr. 153, hatte es eine Größe von 33 x 24 Fuß, Wert 200 Taler. Im Güterverzeichnis von 1757, S. 408, heißt es:

"Loos, Johann Georg; Wohnhaus beim Rathaus zwischen Buhl und Johann Adam Benns Hause."

1. Als erster Eigentümer ist der Sattlermeister Johann Georg Loos (~ um 1695 in Kleinern; begr. 10.10.1759) nachgewiesen. Er war Bürger seit 1723 und heiratete am 24. November 1723 Anna Gertrud Leonhard (~ 28.12.1692; † 29.09.1740). Tochter des Stadtrezeptors Johann Daniel Leonhard und der Anna Catharina Steinrück. Eine zweite Ehe ging Loos am 8. September 1741 mit einer Catharina Elisabeth ein. Sie war die Witwe des Jost Henrich Hampe. Die dritte Ehefrau des Johann Georg Loos wurde um 1746 Catharina Elisabeth Lahme (* um 1688 in Mühlhausen; † 02.02.1762).

2. Im Jahr 1763 erwart der Seilermeister Johann Christian Saake (~ 04.07.1735; † 09.06.1804) das Haus. Er war der Sohn des Seilers Jakob Saake und der Charlotte Schönhard. 1762 erwarb er die Bürgerrechte und heiratete am 16. Juli desselben Jahres Catharina Elisabeth Loos (~ 13.06.1726; † 07.09.1798), Tochter von Nr. 4. [4] Die Familie Saake stammt aus Grebenstein und ist seit 1683 in Korbach ansässig.

3. Nachfolger im Eigentum wurde 1802 der Sohn von Nr. 3, der Seilermeister Justus Wilhelm Saake (~ 15.03.1764; † 11.06.1829). Er war Bürger seit 1802 und verheiratet mit Juliane Catharine Rappe (* 24.04.1772; † 19.02.1815), Tochter des Schumachers Christian Rappe und dessen zweiter Ehefrau Catharina Margarethe Salm.

4. Nach dem Tod von Nr. 3 wurde im Jahr 1830 dessen Sohn, der Seilermeister Heinrich Christian Saake (* 29.01.1803; † 22.01.1860) Eigentümer des Gebäudes. Saake war Bürger seit 1829 und Schützenkönig im Jahr 1835. Er heiratete am 09.10.1825 Christiane Henriette Elisabeth Hartmann (* 30.03.1803; † 20.02.1838), Tochter des Kaufmanns und Stärkemachers Ernst Gottlieb Hartmann und der Marie Dorothea Mirk. Eine zweite Ehe ging er am 13. Januar 1839 mit Christiane Wilhelmine Kappel (* 18.07.1810; † 23.08.1856) ein, Tochter des Bäckermeisters Friedrich Wilhelm Kappel (Stechbahn 6) und der Juliane Christiane Emmerich. Saake erwarb 1836 das Haus Kirchstraße 18.

Stechbahn 3 (1844)

1. In den Jahren 1841 und 1844 erwarb der Kaufmann und Silberarbeiter Carl Christian Ludwig (Louis) Vesper (* 9. Februar 1806; † 6. März 1863) beide Häuser, ließ sie 1844 abtragen und ein neues Haus auf die Grundstücke setzen. Über das Aussehen dieses, im Jahr 1885 bereits wieder abgebrannten Hauses, ist nichts bekannt. Vermutlich dürfte es sich noch einmal um einen Fachwerkbau gehandelt haben. Wie andere, etwa zur gleichen Zeit entstandene Häuser, die an die Stelle von zwei Vorgängerbauten gesetzt worden sind (Enser Straße 1, Professor-Kümmell-Straße 5), stand es vermutlich mit der Traufseite zur Straße. Das Haus war von 1844 bis 1864 steuerfrei. Vesper war auch Eigentümer des gegenüberliegenden Hauses Stechbahn 10. Er heiratete am 16. November 1831 Justine Wilhelmine Hartwig (* 16. März 1808; † 20. April 1887), deren Vater zuvor Eigentümer des Hauses Stechbahn 10 war. Vesper war Sohn des Kaufmanns J. Henrich Wilhelm Vesper und der J. Juliane Curtze. Er war Mitglied des Waldeckischen Abgeordnetenhauses. Mehrere Stücke des Königsschildes am Schützenkleinod der Korbacher Schützengesellschaft 1377 stammen aus Vespers Werkstatt.

2. Nach Vespers Tod wurde im Jahr 1863 dessen Sohn, der Kaufmann Christian Wilhelm Carl Vesper (* 06.03.1835; † 18.04.1888), neuer Eigentümer Er heiratete am 18. Februar 1866 Adelheid Wilhelmine Henriette Sophie Elise Steinrück (* 07.04.1843; † 05.01.1926), Tochter des Kaufmanns Heinrich Christian Philipp Steinrück und dessen zweiter Ehefrau Caroline Müller. [4a] Nach dem Stechbahnbrand vom 13. August 1885 ließ er an die Stelle des abgebrannten Hauses einen Ziegelsteinbau errichten.

3. Im Jahr 1908 erwarb der Metzgermeister Ernst Friedrich Wilhelm Christian Hofmann (* 10.09.1855; † 09.02.1922) das Gebäude. Er war der Sohn des Bäckermeisters Georg Friedrich Christian Hofmann und der Johanna Marie Dorothea Warzemann. Er erwarb 1880 die Bürgerrechte und heiratete am 25. Juli 1880 Wilhelmine Doris Brüne (* 26.06.1857; † 21.03.1925), Tochter des Schreinermeisters Ludwig Brüne und der Maria Caroline Mirk. Der Familie Hofmann gehörte zuvor über mehrere Generationen das Haus Lengefelder Straße 9. Friedrich Hofmann veräußerte nach dem Erwerb des Grundstücks Stechbahn 3 sein Elternhaus in der Lengefelder Straße. [5]

4. Im Wege der Erbfolge wurde 1922 der Metzgermeister Friedrich (Fritz) Hofmann jun. (* 12.05.1881; † 26.05.1933), Sohn vn Nr. 3, Eigentümer. Er war verheiratet mit Hermine Melches (* 09.04.1879; † 26.08.1924), Tochter des Schreiners Heinrich Theodor Melches (* 07.11.1827; † 14.07.1908) und der Maria Wilhelmine Hermine Pauline Schumacher (* 03.03.1837; † 14.06.1919). [6] Die Familie Melches wohnte von 1824 bis 1919 im Haus Kirchstraße 10. [7]

5. 1933 erwarb der Landwirt Heinrich Lamm (* 28.08.1878 in Meineringhausen; † 22.04.1943 bei Meineringhausen [ermordet]) das Haus. Er war in zweiter Ehe verheiratet mit Lina Mittelbach (~ 30.10.1889 in Niederwenigern; † 13.04.1955 in Mettmann), Tochter des Ludwig Mittelbach. Eine erste Ehe war sie am 2. Mai 1913 mit dem Landwirt Ernst Brüne (* 28.12.1873 in Heißen; † 04.01.1932) eingegangen. Er war der Sohn des Karl Brüne und der Wilhelmine Schlingermann aus Kirchlengern.

5. Im Jahr 1955 ging das Eigentum auf Karl Brüne (* 03.02.1914 in Mettmann; † ?) über. Er war der Stiefsohn von Nr. 2 und Landwirt auf Gut Wülfrath bei Mettmann. Er heiratete am 21. Februar 1935 Elfriede Hartmann (* 24.06.1910 in Gruiten; † ?), Tochter des Adam Hartmann (Viermünden) und der Emma Planten (Mettmann).

6. Schließlich erwarb die Stadt Korbach das Grundstück und ließ das Haus 1970 abtragen, um Platz für den Erweiterungsbau des Rathauses zu schaffen.

Von 1959 (?) bis 1969 befand sich die Metzgerei Arno Gassner im Erdgeschoß des Hauses, die 1969 in das neu erworbene Haus Strother Straße 1 verlegt wurde. [8] Zuvor befanden sich bereits die Fleischereien Hoffmann und Schröder in dem Haus. [9]

Bilder

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 5, Stechebahn - Violinenstraße - Heumarkt - Am Steinhaus, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 59-62.
[2] Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS (wie Anm. 1). Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[3] Herbert VOIGT/Christian MEUSER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 89, Mengeringhausen, Waldeckischer Geschichtsvereins e.V. (Hrsg.), Bad Arolsen 2014, S. 185, Nr. 2353.
[4] THOMAS (wie Anm. 1), gibt das Sterbealter mit 60 Jahren an. Das stimmt jedoch nicht mit den angegebenen Lebensdaten überein.
[4a] Wilhelm HELLWIG, Adelheid Vesper und ihre Familie, in: Mein Waldeck, Beilage der "Waldeckischen Landeszeitung" für Heimatfreunde, Nr. 20/2000.
[5] Vgl. Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 17.
[6] Martin RUDOLPH (Bearb.), Korbacher Bürgerfamilien - Die Nachkommen des Korbacher Bürgermeisters Curt Schumacher, 1585-1660, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1976, S. 152.
[7] Hermann THOMAS/Karl WILKE/Lothar GERLACH, Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 3, Kirchstrasse - Unterstrasse - Nikolaistrasse - Oberstrasse - In der Pforte - Brauberg - Ketzerbach - Ascher - Mauergasse, 2. Auflage, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 2003, S. 56 (Kirchstraße 10).
Helmut NICOLAI/Wilhelm HELLWIG/Ingeborg MOLDENHAUER, Waldeckische Wappen, Beiträge zur Familiengeschichte, Teil 2 Bürgerwappen, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1987, S. 189, Nr. 122.
[9] Horst KÖNIG, Korbach im Aufwind - Handel und Handwerk nach dem II. Weltkrieg, Korbach 2015, S. 12.