Klosterstraße 16 (Korbach)

Das obere Foto zeigt das Haus Klosterstraße 16 zwischen 1924 und 1930, das untere Foto wurde im Mai 2017 aufgenommen. Privatarchiv. Anklicken für größere Version.

Das Haus Nr. 16 in der Klosterstraße ist ein im Jahr 1889 von dem Schneidermeister Friedrich Löwenstein erbautes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. Es liegt auf der Grenze zwischen Altstadt und Neustadt.

Geschichte

Das frühere, abgerissene Wohnhaus an dieser Stelle war um das Jahr 1700 von dem Bäckermeister Johann Jost Schotte errichtet worden. [1] Es gehörte zu den wenigen Häusern, die in Korbach noch im 19. Jahrhundert ein Strohdach hatten. Nach dem Brandkassenregister von 1784 hatte es eine Größe von 34 x 25 Fuß und einen Brandkassenwert von 50 Talern. Nach dem Stadtbrand von 1664 wohnte hier der Bäckermeister Conrad Wacker, dessen Haus in der Unterstraße abgebrannt war. Sein Schwiegersohn Johann Jost Schotte hat das alte baufällige Haus, das vermutlich zu den wenigen Häusern gehörte, die den Dreißigjährigen Krieg und den Stadtbrand von 1664 überdauert hatten, abreißen lassen. Das alte Haus wurde beim Stechbahnbrand von 1885 erheblich beschädigt und danach abgetragen.

Zwischen den Häusern Klosterstraße 14 und 16 verlief die Grenze zwischen Alt- und Neustadt. Die Eigentümer des Haus Nr. 16 werden in den Katastern der Altstadt aufgeführt. Im Güterverzeichnis 1757 wird die Lage wie folgt beschrieben: "Wohnhaus in der Tränkestraße, dem Hospital gegenüber".

1. Als erster Eigentümer nach dem Stadtbrand von 1664 ist der Bäckermeister Conrad Wacker verzeichnet (~ 20.11.1625; † 20.10.1693). Wacker zog hierher, nachdem sein Haus Unterstraße 4 abgebrannt war. Wer früher an dieser Stelle gelebt hat, läßt sich nicht ermitteln. Wacker war der Sohn des Christoffel Wacker und der Catharina Hesse. Er hatte seit 1652 die Bürgerrechte inne und ging 1666 seine zweite Ehe mit Clara Zimmermann (* 13.02.1642 in Lelbach; † 21.12.1711) ein. Sie war die Tochter des Simon Zimmermann in Lelbach. Der Name von Wackers erster Ehefrau ist nicht bekannt. Wacker war Ratsmitglied in den Jahren 1657, 1663, 1666, 1667, 1669, 1671, 1673, 1675, 1677 und 1679, Ratsrentmeister in den Jahren 1681 und 1684, Pfennigmeister 1686 sowie Dechant der Bäckergilde in den Jahren 1670 und 1671. Conrad Wacker wurde am 27. April 1652 in die Bäckergilde aufgenommen. Dieser Tag gilt als Gründungstag der Bäckerei Wacker, die bis 1978 bestand, zuletzt im Haus Professor-Bier-Straße 7

2. Im Jahr 1687 wurde Conrad Wackers Schwiegersohn, Johann Jost Schotte (* 1655; † 22.10.1741), neuer Eigentümer des Hauses, der am 24. Oktober 1687 Wackers Tochter aus erster Ehe, Anna Wacker (* 1652; † 10.05.1734), geheiratet hatte. Johann Jost Schotte war der Sohn des Bäckermeisters Johannes Schotte und der Christina Richter aus Pirna. Er wurde 1682 Bürger, war Ratsrentmeister in den Jahren 1698 und 1701 sowie Dechant der Bäckergilde in den Jahren 1689, 1694, 1709 und 1719). Johann Jost ließ das alte Haus abreißen und um 1700 einen Neubau errichten, der beim Stechbahnbrand vom 13. August 1885 durch Funkenflug erfaßt und zerstört wurde.

3. Der Bäckermeister Justus (Jost) Henrich Schotte (* 1695; † 02.02.1752), Sohn von Nr. 2, wurde im Jahr 1736 als neuer Eigentümer vermerkt. Er heiratete er in erster Ehe am 9. November 1735 Maria Margarethe Schönhardt (* 1715; † 24.04.1740) und am 20. Februar 1741 in zweiter Ehe Catharina Elisabeth Hillebrand aus Gembeck, welche eine zweite Ehe mit seinem Bruder, Johann Michael Schotte, einging. Jost Henrich Schotte war Bürger seit 1736, Ratsmitglied 1750 und Dechant der Bäckergilde in den Jahren 1743 und 1750. Zudem ist er als Ratsrentmeister bezeugt. Aus der Ehe mit Catharine Elisabeth Hillebrand ging mindestens ein Kind hervor:

Christian Friedrich Schotte (* um 1742 - 1826), Brauberg 2.

4. Im Jahr 1754 wird der Bäckermeister Johann Michael Schotte, Sohn von Nr. 2 und Bruder von Nr. 3, neuer Eigentümer. Er hatte im gleichen Jahr die Bürgerrechte erworben und am 11. Oktober 1754 Catharina Elisabeth Hillebrand aus Gembeck geheiratet, Witwe seines Bruders Jost Henrich Schotte (oben, Nr. 3).

5. Der Klosterpedell Johann Friedrich Schotte (~ 10.12.1741; † 04.12.1809, gestorben in Willen Hause, Stechbahn 26) erwarb das Eigentum im Jahr 1773. Er war der Sohn von Nr. 3 aus dessen zweiter Ehe mit Catharina Elisabeth Hillebrand. Er heiratete am 2. Mai 1766 eine Anna Elisabeth (Nachname unbekannt, * 1728; † 02.02.1793). Eine zweite Ehe ging er am 17. Mai 1793 mit Maria Philippina Christiane Zimmermann (* 1746 in Goldhausen; † 09.12.1802) ein, Tochter des Richters Zimmermann in Goldhausen. Seine dritte Ehefrau wurde am 6. Mai 1803 Katharina Margarethe Kayser (* 1771; † 02.07.1831), Tochter des Metzgers Henrich Kayer und der Elisabeth Becker.

6. Nach rund 100 Jahren ging das Eigentum an dem Haus auf eine andere Familie über. Von Nr. 5 erwarb es im Jahr 1774 der Leineweber Georg Josias Lege (~ 14.02.1734; † 22.01.1794; Bürger seit 1761). Er war der Sohn des Leinewebers Henrich Lege und der Anna Erich Struth. Er heiratete am 12. November 1758 Maria Elisabeth Meyer (* 1724 in Ober-Waroldern; † 13.06.1782; Bürgerin 1761), Tochter des Jost Henrich Meyer zu Ober-Waroldern. Eine zweite Ehe ging Lege am 21. August 1782 mit Maria Christina Schmidt aus Nordenbeck ein, Tochter des Urbanus Schmidt in Nordenbeck. Die Familie Lege stammte aus Wildungen und wurde 1731 in Korbach seßhaft. Sie starb 1862 im Mannesstamm mit Friedrich Lege aus.

7. 1794 erbte der Leineweber Johann Conrad Lege (~ 27.09.1767; † 06.01.1816) das Haus. Er war der Sohn von Nr. 6 aus erster Ehe. Lege war Soldat im Holländisch-Waldeckischen Regiment und Stadttambour. Am 11. Januar 1792 heiratete er Maria Catharina Tramm (* 23.05.1765 in Nordenbeck; † 11.10.1826). [2] Sie war die Tochter des Bergmanns Johann Georg Tramm (* in Oberorke) und der Marie Margarethe Spratte aus Nordenbeck. [3] Das Paar hatte nur ein Kind (Nr. 8).

8. Nach dem Tode seiner Mutter wird 1827 der Schneidermeister Jakob Friedrich Lege (* 02.10.1804; † 02.02.1862), Sohn von Nr. 7, Eigentümer. Er heiratete am 30. September 1827 Christine Caroline Gertrud Albus (* 21.11.1804 in Arolsen; † 25.12.1876). Sie war die einzige Tochter des Krämers und Wirts zu Korbach, Franz Albus aus Albertshausen und der Christina Elisabeth Grebe. Friedrich Lege und Gertrud Albus haben keine Kinder hinterlassen.

9. Im Jahr 1863 erwarb der Bierbrauermeister Conrad Gerlach (* 15.09.1831 in Hessisch-Lichtenau; † ?) das Anwesen. Er war der Sohn des Leinewebers Heinrich Gerlach in Lichtenau und heiratete am 15. September 1861 Wilhelmine Louise Caroline Nettmann (* 12.05.1833; † 11.11.1884), Tochter des Schumachermeisters Wilhelm Nettmann und der Charlotte Catharina Goette. Die Ehe blieb kinderlos.

10. Zu einem unbekannten Zeitpunkt erwarb der Schreinermeister Christian Louis Wilhelm Trummel (* 14.09.1842; † 13.01.1926) das Haus. Vielleicht wurde er 1884, nach dem Tode von Wilhelmine Louise Caroline Nettmann, neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Schreinermeisters Christian Trummel und der Friederike Pohlmann und hatte von seinen Eltern das Haus Rathausgasse 2 geerbt. 1869 heiratete er in Barmen Wilhelmine Amalie Temme (* 08.10.1845 in Langendahl; † 11.11.1875). Eine zweite Ehe ging er am 23. Dezember 1880 mit Caroline Richter (* 22.08.1851; † 25.11.1900) ein, Tochter des Maurers Carl Friedrich August Julius Richter und der Catharina Wilhelmine Christiane Schaefer. [4]

11. Nachdem der Vorgängerbau aufgrund des Stechbahnbrandes von 1885 erheblich beschädigt worden war, kaufte 1889 der Schneidermeister Friedrich Löwenstein (1849-1921) den Bauplatz und ließ das heutige Haus errichten. Er betrieb hier mit seinem gleichnamigen Sohn Friedrich Löwenstein (1877-1930) eine Schneiderwerkstatt, bevor sein Sohn 1913 das Haus Stechbahn 10 erwarb. Zudem befand sich in dem Haus mehrere Jahrzehnte lang ein Fotoatelier, das bis 1924 von Wilhelm Löwenstein, bis 1930 sodann von Arno Höhne und bis 1952 von Karl Hansen geführt wurde.

12. 1921 wurden die Erben von Nr. 11, seine Kinder aus erster und zweiter Ehe, Friedrich Löwenstein (1877-1930), Wilhelm Löwenstein, Emma Löwenstein und Anna Limperg, Eigentümer des Gebäudes. Emma Löwenstein blieb ledig und wohnte bis zu ihrem Tod in dem Haus, das sich bis dahin noch immer in ungeteilter Erbengemeinschaft befand.

13. 1962 wurde das Gebäude von den Erben von Nr. 12 an den Schreiner Franz Pawelec (* 27.07.1923; † ?) veräußert, Sohn des Franz Pawelec (* 25.08.1886 in Dalachow/Polen; † 13.07.1952) und der Apolonia Pawelec (* 13.05.1893 in Mogenzy/Polen; † ?). Am 16. August 1947 heiratete er Gerda Joanna Wiesner (* 15.06.1926 in Kattowitz; † ?), Tochter des Bruno Andreas Wiesner und der Maria Franziska Wollny aus Königshütte. Franz Pawelec erbte 1982 von seiner Mutter das Haus Hinter dem Kloster 15.

14. 1994 wurde die Tochter von Nr. 13 neue Eigentümerin.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 1, Professor-Kümmell-Straße und Klosterstraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.), 2. Auflage 1996, S. 109-111. Soweit nicht anders vermerkt, sind alle folgenden Angaben hieraus entnommen. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben bzw. begraben.
[2] THOMAS (wie Anm. 1) nennt fehlerhaft das Jahr 1782 (Übertragungsfehler); im Kirchenbuch ist der 11. Januar 1792 vermerkt.
[3] Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckisches Ortssipenbücher, Band 19, Nordenbeck, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1979, S. 204, Nr. 865, 748.
[4] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 8, Rathausgasse - Im Pass - Im Tempel - Kilianstrasse, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1961, S. 10 (Rathausgasse 2).