Lengefelder Straße 13 (Korbach)

Das Haus Lengefelder Straße 13 im August 2014.
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Das Haus Nr. 13 in der Lengefelder Straße ist ein um 1744 von dem Hofjäger Johann Daniel Höhle erbautes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1]

Geschichte

1. Der Vorgängerbau wird beim Stadtbrand von 1664 zerstört worden sein. Die Vorbesitzer sind nicht bekannt. Erster bekannter Eigentümer war der Bauherr des heutigen Hauses, der Hofjäger Johannes Daniel Höhle (* um 1696 in Böhne; begr. 23.02.1744, 48 Jahre), Sohn des Matthias Höhle. Seine Frau hieß Hedwig Louise, Geburtsname unbekannt (* um 1712; begr. 23.09.1784, 72 Jahre).

2. Nach dem Tod von Johann Daniel Höhle ging das Haus auf seine Witwe über, die es bis kurz vor ihrem Tod besaß.

3. Im Jahr 1783 erwarb der Oberstleutnant Peter Christoph Chaquin De Bethoncourt/Bettoncourt [2] das Haus. Seine Lebensdaten sind in Korbach nicht verzeichnet. Er heiratete am 19. Juli 1757 Eva Catharina Höhle (~ 09.06.1734; † 04.05.1807), Tochter von Nr. 1. De Bethoncourt war Obristlieutenant, davor Hauptmann beim III. waldeckisch-niederländischen Battallion Er war 1755 und 1756 Schützenkönig. Die von ihm gestifteten Silberplaketten befinden sich noch heute bei den Kleinodien der Schützengilde 1377. Im Jahre 1760 war er Stadtkommandant von Korbach.

4. Durch Eheschließung wurde 1785 der Hofgerichtssekretär Karl Heinrich Friedrich Kramer (~ 22.06.1755; † 17.01.1834) neuer Eigentümer, indem er Luise Friederike de Bettoncourt (* um 1757; † 25.04.1844) heiratete, Tochter von Nr. 3. Über Luise Friederike de Bettoncourt heißt es im Kirchenbuch der Altstadt: "Sie war eine durch Kenntnisse und wissenschaftliche Bildung ausgezeichnete Frau." Kramer erhielt 1788 von seiner Mutter das Haus Lengefelder Straße 5 und veräußerte das vorliegende Gebäude im Jahr 1793 an Nr. 5.

5. 1793 kaufte der Bäckermeister Johann Conrad Wacker (* 15.12.1748; † ?) das Haus. Er war der Sohn des Johann Jost Wacker (Bunsenstraße 3) und der Anna Catharina Lüttecke. Er erwarb 1792 die Bürgerrechte. Die Familie ist aus Korbach verzogen. Weitere Daten sind nicht bekannt.

6. Der Silberarbeiter und Kaufmann Johann Daniel Schwalenstöcker (* 22.10.1772 in Lengefeld; † 10.10.1847) wurde im Jahr 1797 neuer Eigentümer des Hauses. Er war der Sohn des Johann Friedrich Schwalenstöcker in Lengefeld und der Maria Elisabeth Landau aus Neukirchen. Seine Ehefrau war Wilhelmine von Kybusch (* 04.08.1765 in Ludwigsburg; † 09.01.1839), Tochter des Hofmarschalls Friedrich Wilhelm von Kybusch in Bad Homburg. Schwalenstöcker erwarb 1793 die Bürgerrechte. Er ist der Begründer der noch heute in Korbach bestehenden Familie Schwalenstöcker.

7. 1829 ging das Haus auf den Weißgerbermeister Georg Heinrich Samuel Schwaner (* 20.11.1791; † 09.1.1844) über, Sohn des Weißgerbermeisters Johann Abraham Schwaner und der Marie Louise Ockel. Er erwarb 1823 die Bürgerrechte und heiratete am 21. November 1824 Dorothea Christiane Wilhelmine Philippine Wacker (* 16.04.1806; † 16.02.1883 in Bremen), älteste Tochter des Schreinermeisters Johann Christian Justus Wacker (Kirchstraße 9) und der Wilhelmine Louise Schickler. Justus Wacker war ein Bruder von Nr. 5.

8. Um 1860 erwarb der Kaufmann und Posthalter Johann Henrich Christian Schwaner (* 15.11.1805; † 26.06.1878) das Haus. Er war der Sohn des Caspar Schwaner (Lengefelder Straße 11) und der Engel Maria Dorothea Emmerich. Seine Frau war Anna Bertha Hagemann (* 08.07.1814 in Arolsen; † 17.09.1869). Ihm gehörte seit 1825 bereits das Nachbarhaus Lengefelder Straße 11 und seit 1826 das Nachbarhaus Im Sack 4. 1847 kaufte er auch das Nachbarhaus Am Tylenturm 4, ließ es abreißen und 1848/49 als Hinterhaus zum Gebäude Lengefelder Straße 11 neu errichten. Im 1868 wurde er schließlich auch Eigentümer des Hauses Stechbahn 19. Er erwarb 1825 die Bürgerrechte und war 1839 Schützenkönig.

9. 1881 wurde das Eigentum auf den Schwiegersohn von Nr. 8, den Königlichen Regierungs- und Landesökonomierat Carl Friedrich Hermann Großkurth (* 06.04.1828 in Meineringhausen; † 30.12.1899) übertragen, Sohn des Ökonomen Ferdinand Großkurth und der Charlotte Bunnemann. In erster Ehe war er mit Sophie Hagemann verheiratet. Eine zweite Ehe war er am 8. November 1878 mit Sophie Julie Emma Hermine Schwaner (* 27.02.1849; † 18.06.1899>) eingegangen, Tochter von Nr. 8. Die Ehe blieb kinderlos.

10. 1901 kaufte der Amtsanwalt Heinrich Johann Bernhard Schweitzer (* 13.03.1844 in Rhena; † 06.02.1914) das Haus. Er war der Sohn des Johann Philipp Schweitzer in Rhena und der Wilhelmine Sonneborn aus Rhadern. [3] Am 21. September 1873 heiratete er in Kleinern Philippine L(o)uise Steinmetz (* 28.06.1848 in Rhenegge; † 24.12.1893 in Rhena oder Korbach), Tochter des Lehrers Ludwig Steinmetz und der Emilie Böttcher. [4] Eine zweite Ehe ging er am 30. Mai 1895 mit Emma Welle (* 27.08.1866; † ?) ein, Tochter des Domanialrentmeisters Carl Welle und der Caroline Louise Johannette Schleicher. Schweitzer war auch Controlleur beim Creditverein.

11. 1914 erwarb der Kassenrendant Wilhelm Schultze (* 15.04.1872 in Goldhausen; † 03.05.1957) das Gebäude. Er war der Sohn der Philippine Schultze, geborene Kaiser. [5] Am 10. Juni 1911 vermählte er sich mit Marie Schönhardt (* 15.03.1886; † 07.07.1911). Die Ehefrau starb bereits vier Wochen nach der Hochzeit. Eine zweite Ehe ging er am 26. Oktober 1912 mit Berta Graf (* 16.11.1889; † ?) ein, Tochter des Metzgermeisters Fritz Graf (Kirchstraße 8) und der Auguste Wacker.

12. Im Jahr 1938 wurde der Metzgermeister, Landwirt und Gastwirt Fritz Graf (* 08.02.1886; † 04.11.1965),neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Ludwig Graf (Lengefelder Straße 15) und der Auguste Wäscher. Er heiratete am 22. März 1913 Marie Bergmann (* 28.03.1891 in Immighausen; † 01.02.1957), Tochter des Landwirts Wilhelm Bergmann aus Immighausen und der Friederike Schätte. Marie Bergmanns Schwester Friederike Bergmann hatte 1903 den Gast- und Landwirt Wilhelm Herzog (Stechbahn 8) geheiratet, weshalb es scherzhaft hieß, von den Bergmannschen Töchtern habe eine einen Herzog, die andere einen Grafen geheiratet. Eine Nichte der beiden Schwestern, Tochter von deren älteren Bruder Wilhelm Bergmann, Bertha Bergmann, war mit dem Maschinenbaumeister Reinhard Limperg (Stechbahn 30) verheiratet. Fritz Graf gehörte ab 1921 bereits das elterliche Nachbarhaus Lengefelder Straße 15.

13. 1951 erhielt die Tochter von Nr. 12, Marta Kremerskotten, geborene Graf (* 16.05.1923), das Haus. Sie heiratete am 20. September 1947 den Technischen Angestellten Johannes Kremerskotten (* 09.11.1914 in Gelsenkirchen-Rotthausen; † ?), Sohn des Hermann Kremerskotten in Rotthausen nd der Elisabeth Kuhlmann aus Hamm. Die Ehe wurde 1957 geschieden.

Die weitere Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.

Bilder

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 21-23. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Der Name ist in beiden Schreibweisen überliefert. Es ist nicht ersichtlich, ob der Name lediglich die Herkunft bezeichnet, nämlich die gleichnamigen französischen Ortschaften, oder ob eine verwandtschaftlichen Beziehung zu dem alten Adelsgeschlecht der Normandie de Bettencourt/Béthencourt besteht.
[3] Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 22, Rhena, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1980, S. 211, Nr. 991.
[4] Fritz POHLMANN (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 71, Rhenegge, Waldeckischer Geschichtsverein e.V. Bad Arolsen (Hrsg.) 2003, S. 387, Nr. 1475B. THOMAS (wie Anm. 1) kannte das genaue Geburtsdatum der Louise Steinmetz nicht.
[5] Herkunft und Lebensdaten der Philippine Schultze, geborene Kaiser, sind nicht bekannt, der Kindesvater ebenfalls nicht. Bei Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 17, Goldhausen, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1978, ist für das 19. Jahrhundert keine Familie Kaiser und keine Familie Schultze genannt.