Im Sack 16 (Korbach)

Das Haus "Im Sack 16" im Mai 2017.
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Das Haus Nr. 16 in der Straße Im Sack ist ein 1737 von dem Drechslermeister Johannes Rohden errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1] Es wurde 1987 vollständig entkernt und neu gestaltet. Von der ursprünglichen Bausubstanz blieb nur wenig erhalten.

Geschichte

1. Erster bekannter Eigentümer des Vorgängerbaus war der Wollenweber Georg Gelster (* um 1634 in Osnabrück; begr. 07.10.1712, 78 Jahre). Er war verheiratet mit Margarethe, Witwe des Wollenwebers Andreas Schreiber (Bürger 1645, geboren in Medebach). Gelster besaß seit 1664 die Bürgerrechte.

2. Um 1676 wird der Metzgermeister Johannes Nelle (* um 1645; begr. 09.07.1723, 78 Jahre), genannt Hecker, neuer Eigentümer. Er war der Sohn des Conrad Nelle (Bürger 1641) und verheiratet mit Elisabeth Gelster (* um 1650; begr. 16.04.1721, 71 Jahre), Tochter von Nr. 1.

3. Im Jahr 1711 gelangt das Haus durch Heirat in den Besitz des Metzgermeisters Justus Dulfigge (~ 13.02.1682; begr. 25.02.1739). Er war der Sohn des Christian Dulfigge und der Margarethe Tent, die das benachbarte Haus Stechbahn 20a besaßen. Er erwarb 1711 die Bürgerrechte und heiratete am 12. Mai desselben Jahrens Margarethe Nelle (* um 1684; begr. 25.08.1733, 49 Jahre), Tochter von Nr. 2. Im Jahr 1733 war Dulfigge Ratsmitglied.

4. 1734 wird der Drechslermeister Johannes Rohde (* um 1704 in Ober-Waroldern; begr. 28.01.1748, 44 Jahre) als neuer Eigentümer verzeichnet. Er wurde in der Kuhbach, nicht weit von der Stadt entfernt, erfroren aufgefunden. Am 14. Juni 1735 hatte er Anna Catharina Dulfigge geheiratet, Tochter von Nr. 3. Rhode ist der Erbauer des heutigen Hauses. Der Neubau war bis 1747 steuerfrei.

5. Indem er am 9. Mai 1750 die Witwe von Nr. 4 zur Frau nahm, wurde 1751 der Musquetier Valentin Scheienstuhl neuer Eigentümer. Von ihm ist nur bekannt, dass er in Neustadt an der Aisch geboren wurde. Im Güterverzeichnis von 1757, S.3, heißt es über ihn: "Er wohnt in Massenhausen, hat weder Haus noch Garten. Es ist alles an Curth Henrich Wille verkauft." (Nr. 6).

6. 1756 kaufte der Tagelöhner Curth Henrich Wille (~ 29.12.1711; begr. 12.01.1761), Bürger 1742, das Haus von Nr. 5. Er war der Sohn des Wolrad Wille (Professer-Bier-Straße 14) und der Maria Magdalena Neumann. Am 29. August 1754 nahm er Barbara Grebe zur Frau, Bürger 1727, Tochter des Franz Berndt Grebe aus Mühlhausen. Wille hatte im gleichen Jahr auch das Haus Hinter dem Kloster 6 erworben.

7. Im Jahr 1764 erwarb der Schreinermeister Daniel Schmalz (* 10.03.1764 Neue Mühle bei Nieder Wildungen; † 08.12.1793) das Haus. Er war der Sohn des Johann Henrich Schmalz aus Böhne und der Martha Elisabeth Becker. Am 16. Oktober 1764 heiratete er Anna Elisabeth Ziesenheim (~ 21.02.1735; † 05.06.1803), Tochter des Schreinermeisters Caspar Ziesenheim (Lengefelder Straße 12) und der Anna Maria Hagenbusch. Daniel Schmalz ist der Begründer der Korbacher Schreiner- und Drechslerfamilie Schmalz, deren Angehörige in sechs Generationen fast 240 Jahre lang diese Berufe in Korbach ausübten. [2] Die Schreinerei wird seit 2002 unter gleicher Firmierung von einem neuen Inhaber fortgeführt. [3]

8. 1793 erbte der Schreinermeister Johann Georg Anton Schmalz (* 11.06.1765; † 21.02.1841), Sohn von Nr. 7, Bürger 1792, das Haus. Er vermählte sich am 30. November 1790 mit Louisa Caroline Friederica Hopff (* 07.09.1773 in Goddelsheim; † 24.11.1838), Tochter des Georg Thielemann Hopf, Lehrer und Organist in Goddelsheim, und der Christiana Louisa Philippina Höltzlein. [4] Aus der Ehe gingen mindestens drei Kinder hervor:

a) Wilhelm Christoph Schmalz (* 22.06.1796; † 29.07.1876), Im Sack 14
b) Wilhelm Friedrich Carl Schmalz (* 27.08.1798; † 11.01.1878), Oberstraße 6, Im Sack 2, Oberstraße 4
c)

1811 tauscht Anton Schmalz sein Haus mit Nr. 9 gegen dessen Haus Ketzerbach 1.

9. 1811/12 wurde durch Tausch (s.o.) der Ackermann Johann Friedrich Daniel Dietzel (* 25.02.1787; † 24.08.1827), Bürger 1811, neuer Eigentümer. Er war der einzige Sohn des Ackermanns Johannes Dietzel und der Anna Maria Lahme. Am 3. März 1811 heiratete er Friederike Catharine Schlömer (* 1789 in Lengefeld; † 18.04.1843), zweite Tochter des Ackermanns Johann Friedrich Schlömer zu Lengefeld. Die Dietzels gehörten zu den ältesten Korbacher Familien. Sie werden bereits um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Bürger der Stadt genannt.

10. 1839 wurde das Eigentum auf den Landwirt Carl Friedrich Wilhelm Dietzel (* 30.12.1811; † 02.06.1881) übertragen, Sohn von Nr. 9, Bürger 1838. Eine erste Ehe ging er am 27. Juni 1841 mit Wilhelmine Louise Auguste Brüne (* 16.08.1820; † 12.11.1851) ein, Tochter des Ackermanns Christian Henrich Brüne und der Wilhelmine Luise Benn, verwitwete Heine. Seine zweite Frau wurde am 27. November 1864 Johanne Caroline Elisabeth Stiehl (* 01.09.1828; † 04.04.1909), Tochter des Schuhmachers Heirich Christian Philipp Stiehl und der Margarethe Catharine Müller.

11. Im Jahr 1888 wurde der Schmiedemeister Carl Wilhelm Ludwig Heinrich Dietzel (* 23.03.1855; † 09.03.1927), Sohn von Nr. 10, Bürger 1888, als neuer Eigentümer verzeichnet. Er heiratete am 29. April 1888 Luise Johannette Marie Reuter (* 20.05.1860; † 03.12.1928), Tochter des Sattlers Ernst Reuter und der Christiane Marie Dorothea Caroline Hollenstein.

12. 1926 erhielt der Landwirt und Hausschlachter Reinhard Hofmann (* 03.04.1885; † nach 1960) das Haus. Er war der Sohn des Metzgermeisters Friedrich Hofmann (Lengefelder Straße 9) und der Doris Brüne. Am 8. November 1913 vermählte er sich mit Marie Dietzel (* 01.08.1892; † nach 1960), Tochter von Nr. 10. Hofmann veräußerte das Haus 1930 an Nr. 13 und erwarb das Haus Enser Str. 4.

13. 1930 kaufte der "Reichsbahn-Rottenführer" Ludwig Göbel (* 01.01.1870 in Berndorf; † 23.08.1940) das Haus. Er war der Sohn des Ludwig Göbel und der Karoline Pötter, beide aus Berndorf. Am 22. Februar 1902 heiratete er Luise Pötter (* 09.09.1877 in Berndorf; † 16.04.1932), Tochter des Landwirts Wilhelm Pötter und der Christiane Butterweck, beide aus Berndorf.

14. 1940 ging das Eigentum auf die Erbengemeinschaft der Kinder von Nr. 13 über:

a) Heinrich Göbel (* 30.10.1911; † ?), verheiratet in Mühlhausen
b) Luise Göbel (* 23.12.1914; † 04.02.1973), ledig, Fabrikarbeiterin
c) Karl Göbel (* 19.08.1917; † 27.08.1975), ledig, Fabrikarbeiter

Weitere Kinder von Nr. 13 waren Wilhelm Göbel und Ludwig Göbel, die die hinter dem Haus stehende Scheune 1935 in ein Wohnhaus umbauten (Im Sack 16a).

15. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt. Seit 1987 gehört das Gebäude als Appartementhaus zum Hotel "Am Rathaus / Goldflair" (Stechbahn 8).

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 4, Lengefelder Straße - Schulstraße - Im Sack - Am Tylenturm, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 69-71. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Vgl. Waldeckische Landeszeitung, Ausgabe vom 12. Dezember 2014: "250 Jahre Schreinerei Schmalz".
[3] Vgl. Firmenchronik auf der Webseite der Schreinerei Schmalz [Stand: 1. Mai 2019].
[4] Bei THOMAS (wie Anm. 1) wird der Name des Vaters der Braut mit "Johann Georg Hopf" angegeben; Eckhard SCHMIDT (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 28, Goddelsheim, Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.), Arolsen 1986, S. 189, Nr. 1171, gibt "Georg Thielemann" als Vornamen an. Die weiteren Namen und Lebensdaten von Anton Schmalz und Friederica Hopf sind ebenfalls entnommen aus SCHMIDT, S. 189, Nr. 1171 und S. 380, Nr. 2382.