Stechbahn 18 Anbau (Korbach)

Das Doppelhaus Stechbahn 18a (20) im Juni 2017.
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Das Geschäftshaus an der Ecke Stechbahn / Heumarkt ist in den Jahren 1976/77 als Anbau an das Haus Stechbahn 18 errichtet worden. [1] Der Anbau trägt heute die Nr. 20. Das ursprüngliche Haus Stechbahn 20 war bereits 1966 abgerissen worden und befand sich auf der anderen Seite der Straßeneinmündung, neben dem Haus Nr. 22.

Geschichte

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts stand hier ein nach dem Stadtbrand von 1664 errichtetes Fachwerkhaus. [2] Der Einmündungsbereich Heumarkt/Stechbahn ist zwischen 1966 und 1976 durch den Abriß und Neubau von Häusern erheblich verändert worden.

1. Erster bekannter Eigentümer des Grundstücks war der Apotheker Philipp Hetzel(er) (* 1626; † vor 1698), Sohn des Metzgers Jost Hetzel und der Elisabeth Grund. Er heiratete um 1653 Anna Catharina Hantel aus Sontra (* um 1622; begr. 06.01.1698, 76 Jahre). Sie wird bei ihrem Tod als Witwe bezeichnet, ihr Mann muß also vor 1698 gestorben sein.

2. 1683 ging das Eigentum auf Andreas Hetzle(er), Sohn von Nr. 1, über. Seine Lebensdaten sind nicht bekannt. Er erwarb 1683 die Bürgerrechte und heiratete am 13. November desselben Jahres Anna Catharina Wagner aus Niederorke.

3. Im Jahr 1698 kaufte der Metzgermeister Johann Jacob Niggemann/Neumann (~ 12.09.1666; begr. 04.05.1750) das Haus, Sohn des Metzgermeisters Johannes Neumann, genannt Stipping (Bürger 1655). Niggemann heiratete am 7. Februar 1688 Agneta Schwane(r) (~ 07.08.1664; begr. 14.03.1734), Tochter des Jost Curt Schwane(r). Niggemann war Mitglied des Rats in den Jahren 1698, 1709 und 1719. Ihm gehörte zuvor das Haus Tränkestraße 12.

4. 1731 erhielt der Metzgermeisters Johann Justus Neumann (~ 21.04.1706; † 15.10.1775) das Anwesen von seinem Vater (Nr. 3). Er vermählte sich am 30. Januar 1736 mit Maria Catharina Asmuth (~ 01.01.1717; † 12.01.1756, 39 Jahre), Tochter des Johann Henrich Asmuth (Dalwigker Straße 3) und der Juliana Vetter. Aus dieser Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor:

a) Heinrich Philipp Neumann (~ 08.04.1739; † 20.12.1805; Dalwigker Straße 3 und Dalwigker Straße 5)
b) Peter Adolph Neumann (Nr. 5)

Eine zweite Ehe ging er am 19. Juli 1757 mit Maria Juliana Engelhard (~ 24.12.1732; † 11.07.1806) ein, Tochter des Bürgermeisters Henricus Engelhard und der Maria Catharina Limpert. Justus Neumann war Bürger seit 1731, Ratsmitglied 1739 und 1741, Ratsrentmeisters 1742, Pfennigmeister von 1753 bis 1757, 1760 bis 1762 und 1764. Über ihn heißt es im Kirchenbuch der Altstadt: "Ein exemplarischer rechtschaffender und gottesfürchtiger Mann, welcher den 15. Okt. zwar plötzlich doch seel. entschlafen ist, 69 1/2 Jahre alt." Er erwarb 1762, nach dem Tod seiner Schwiegereltern aus erster Ehe, auch deren Haus, Dalwigker Straße 3.

5. Mit dem Tod von Nr. 4 erbte dessen Sohn, der Metzgermeister Peter Adolph Neumann (~ 07.03.1751; † 14.07.1795) das Haus und wurde 1776 als neuer Eigentümer eingetragen. Er erwarb im gleichen Jahr die Bürgerrechte, war Ratsmitglied in den Jahren 1785 und 1787, Ratsrentmeister 1789 sowie Dechant der Metzgergilde 1777/78, 1783/84 und 1786/87. Am 6. August 1777 heiratete er Dorothea Juliane Elisabeth Postelmann (~ 10.05.1762; † 01.06.1813), älteste Tochter des Advocaten Carl Ludwig Postelmann (Stechbahn 18) und der Eleonore Christine Contze. Aus der Ehe gingen mindestens drei Kinder hervor:

a) Wilhelmine Neumann (Nr. 6)
b) Johannette Wilhelmine Neumann Christian Tent (Enser Straße 1b)
c) Christian Philipp Neumann (Professor-Kümmell-Straße 10).

6. Die älteste Tochter von Nr. 5, Wilhemine Neumann (* 15.11.1778; † 02.01.1843), heiratete am 20. November 1801 den Schreinermeister und Stadtrezeptor Georg Friedrich Frese (* 02.03.1775; † 10.06.1836), wodurch dieser im Jahr 1802 als neuer Eigentümer verzeichnet wurde. Frese war der Sohn des Bäckermeisters Johannes Frese (Professor-Bier-Straße 6) und der Clara Elisabeth Graff. Aus der Ehe gingen mindestens zwei Kinder hervor:

a) Wilhelm Frese (Nr. 7)
b) Louis Frese (Marktplatz 5)

7. Als Erbe wurde 1837 der Schönfärber Friedrich Wilhelm Frese (* 18.10.1805; † 1891 in den USA), Sohn von Nr. 6, Eigentümer des Hauses. Er war Bürger seit 1832 und heiratete am 8. November 1840 Ernestine Christiane Wilhelmine Dorothea Steinrück (* 20.06.1805 in Wetterburg; † 28.02.1845), Tochter des Oberförsters Christian Ludwig Steinrück in Wetterburg und der Johannette Wilhelmine Friederike Reichmann. Mit ihr hatte er drei Kinder. Eine zweite Ehe ging er am 22. Februar 1846 in Niederorke mit Friederike Auguste Werner (* 1816 in Niederorke; † 12.02.1851) ein. Aus dieser Ehe gingen ebenfalls drei Kinder hervor. Seine dritte Frau wurde Mathilde Daube (* 1831; † 06.03.1853) aus der Niedermühle, Amt Frankenberg. Sie war 26 Jahre jünger als Wilhelm Frese und starb bereits mit 21 Jahren. Aus dieser Ehe stammte ein Kind. Eine vierte Ehe ging Frese schließlich im Juli 1855 in Rhoden mit Emilie Sophie Caroline Schnettler ein. [3] Mit ihr hatte er vier Kinder. 1862 wanderte die Familie nach Nordamerika aus.

8. Im Jahr 1867 kaufte Christian Salm das Haus (siehe Stechbahn 18). Seitdem befindet sich das Grundstück in der Hand des jeweiligen Eigentümers des Hauses Stechbahn 18. Die Familie Salm ließ das Haus abreißen und einen Gartenplatz auf der Stelle anlegen. Dieser Garten blieb fast 100 Jahre lang bestehen, bevor das Grundstück erneut bebaut wurde. Erhalten blieb die zu dem Haus gehörende, am Heumarkt gelegene, 1745 von Nr. 4 erbaute Scheune, die Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Wohnhaus umgebaut und 1976 abgerissen wurde (Heumarkt 2).

9. 1891 Friedrich Salm (siehe Stechbahn 18).

10. 1897 Max Mosheim (siehe Stechbahn 18).

11. 1906 Calmon Kohlhagen (siehe Stechbahn 18).

12. 1939 Georg Klinkert (siehe Stechbahn 18).

13. 1976/77 ist das heutige Geschäftshaus errichtet worden. Zuvor befand sich hier ein bereits 1960 errichteter Ladenbungalow der Firma Klinkert, der auf den Gartenplatz gesetzt worden war.

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 5, Stechebahn - Violinenstraße - Heumarkt - Am Steinhaus, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1959, S. 30-32.
[2] Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS (wie Anm. 1). Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[3] Eine Familie Schnettler ist in Rhoden nicht verzeichnet. Vgl. Hilmar G. STOECKER/Friedrich HÜBEL (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 51, Rhoden, Waldeckischer Geschichtsverein e.V./Magistrat Diemelstadt (Hrsg.), Korbach 1994.