Kirchstraße 26 (Korbach)

Das Haus Kirchstraße 26 im Mai 2017.
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Das Haus Nr. 26 in der Kirchstraße ist ein 1720 von dem Kaufmann Johann Daniel Bange errichtetes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1]

Geschichte

1. Erster bekannter Eigentümer war der Kaufmann Johann Daniel Bange (~ 21.07.1678; begr. 30.05.1742), Sohn des Conrad Bange (Professor-Kümmell-Straße 10). Er erwarb 1706 die Bürgerrechte und heiratete am 9. Juni 1713 Catharina Elisabeth Curtze (* um 1671; begr. 12.01.1738, 66 Jahre), Tochter des Johannes Curtze (Bürger 1660) und Witwe des Walter Schade (Professor-Bier-Straße 6). Aus der Verbindung ging mindestens ein Kind hervor (Nr. 3). Eine zweite Ehe ging er mit Maria Gertrud Welling (* um 1717; begr. 07.11.1783, 66 Jahre), Tochter des Hutmachers Elias Welling und der Anna Margarethe Möller. Maria Gertrud Welling verheiratete sich in zweiter Ehe mit Nr. 2. [2]

2. Durch Eheschließung erwarb der Metzgermeister Georg Justus Dulfigge (~ 14.02.1720; begr. ?) das Haus. Er war der Sohn des Johannes Dulfigge (Bürger 1717) und heiratete am 30. April 1744 Maria Gertrud Welling, Witwe von Nr. 1. Dulfigge erwarb 1744 die Bürgerrechte und war zunächst Soldat (Grenadier), später Metzger. Er gehörte 1761 dem Rat an und war Ratsrentmeister in den Jahren 1765-66, 1768-69, 1771 und 1774.

3. 1775 erhielt der Sohn von Nr. 1 aus erster Ehe, der Metzgermeister Johann Daniel Bange (~ 01.09.1742; begr. 10.03.1795), eine Hälfte des Hauses. 1784, nach dem Tod seiner Stiefmutter, wurde er Alleineigentümer. Am 25. September 1772 heiratete er Christiana Carolina Ackermann (~ 20.08.1749; begr. 10.08.1788), Tochter des Georg Henricus Ackermann. Seine zweite Frau wurde am 14. Januar 1789 Maria Catharina Brand (* um 1743 in Strothe; † 28.01.1833, 90 Jahre), Tochter des Schulmeisters Johann Bernhard Brand in Strothe.

4. Im Jahr 1797 erwarb der Kaufmann Reinhard Ludwig Weidemann (* 12.02.1769 in Mühlhausen bei Homberg/Efze; † 28.06.1842) das Haus. Er ging am 30. Mai 1792 in Kassel die Ehe mit Friederike Christiane Schalk (* 01.03. oder 13.12.1759 in Flechtdorf; † 07.02.1823) [3] ein, Tochter des Johann Wilhelm Schalk (* um 1725; † 1769), Pfarrers zu Flechtdorf, und dessen erster Ehefrau, Johannette Friederike Meyer (* um 1727 in Neerdar; † 07.06.1762). Weidemann erwarb 1795 die Bürgerrechte und war Accisenschreiber sowie Zehntensammler auf dem früheren Mönchehof.

5. Bereits 1804 fand das Haus einen neuen Eigentümer: den Metzgermeister Henrich Wilhelm Nelle (~ 20.03.1780; † 18.07.1827), ältester Sohn des Metzgermeisters Wilhelm Nelle und der Maria Friederike Wilhelmine Urspruch. 1802 erwarb er die Bürgerrechte und heiratete am 5. Februar desselben Jahres Maria Christiane Asmuth (~ 08.09.1781; † 18.07.1857), Tochter des Metzgermeisters Henrich August Asmuth und der Catharina Margarethe Rappe, Witwe des Johann Arnold Goette.

6. 1810 kaufte Moses Meier, später Meier-Wittgenstein (* 1761; † 03.01.1822), das Gebäude. Er war der Sohn des Schutzjuden Moses Meier (Professor-Kümmell-Straße 8a). [4] Seine Frau war Brendel (Bernhardine) Simon (* 1768; † 24.06.1829), Schwester des Simon Salomon (Violinenstraße 2). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

a) Simson Wittgenstein (* 08.12.1788; † 22.03.1853) Rebecca Rosenberg
b) Simon (nach ev. Taufe: Richard Simon) Wittgenstein (* um 1796; † 13.02.1862 in Leipzig) 1830 mit Ida Wittgenstein aus Bielefeld
c) Julie Wittgenstein (* um 1820)
d) Herz (nach ev. Taufe: Hermann Christian) Wittgenstein (* 12.09.1802; † 19.05.1878 in Wien) 1839 mit Franziska Figdor.

Moses Meier-Wittgenstein war Hoffaktor/Hofjude des Grafen/Fürsten von Wittgenstein, dessen Name er annahm als die Juden zur Annahme von Familiennamen verpflichtet wurden. Der Fürst von Wittgenstein soll über die Namenswahl so erbost gewesen sein, daß er Meier-Wittgenstein dafür verprügelt habe. Meier-Wittgenstein nutzte das Haus Kirchstraße 26 als Wirtschaftsgebäude und baute das Geschäft seines Vaters zu einem Warenhaus aus. Das Handelshaus wurde nach seinem Tode von seiner Witwe und den zwei jüngeren Söhnen Richard und Hermann geführt. Meier-Wittgenstein bewarb sich um das Korbacher Bürgerrecht, das aber erst seinem Sohn Simson verliehen wurde.

7. 1820 Christian Philipp Neumann.

8. 1859 Johann Ludwig Wilhelm Neumann.

9. 1890 Louis Heinrich Wilhelm Vesper.

10. 1925 Friedrich Klein.

11. 1971 Karl-Heinz Klein.

12. 1972 Stadt Korbach.

13. 1989

14. 1997

15. 2000

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS/Karl WILKE/Lothar GERLACH (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 3, Kirchstrasse - Unterstrasse - Nikolaistrasse - Oberstrasse - In der Pforte - Brauberg - Ketzerbach - Ascher - Mauergasse, 2. Auflage, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 2003, S. 80-82. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS/WILKE/GERLACH. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Hier liegt bei THOMAS/WILKE/GERLACH ein Fehler vor. Dort heißt es, Catharina Elisabeth Curtze habe sich in zweiter Ehe mit Nr. 2 verheiratet. Da sie jedoch vor ihrem Mann starb, ist das nicht möglich. Richtig ist vielmehr der Hinweis bei Nr. 2, daß Maria Gertrud Welling in erster Ehe mit Nr. 1 verheiratet war.
[3] Nach THOMAS/WILKE/GERLACH wurde sie am 1. März 1759 geboren. Karl SCHULTZE (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 59, Flechtdorf, Waldecker Geschichtsverein e.V. (Hrsg.), Korbach 1998, S. 160, Nr. 879, gibt den Vornamen hingegen mit Christina Friederike und das Geburtsdatum mit 13. Dezember 1759 an.
[4] Karl WILKE (Bearb.), Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Korbach, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1993, S. 257-258. Alle folgenden Angaben über die Familie Meier-Wittgenstein nach WILKE. Bei THOMAS/WILKE/GERLACH (wie Anm. 1) heißt es irrig, der bereits 1804 (!) gestorbene Vater des Moses Meier-Wittgenstein habe 1810 (!) das Haus gekauft.