Tränkestraße 8 (Korbach)

Das Haus Tränkestraße 8 im Juni 2017.
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Das Haus Nr. 8 in der Tränkestraße ist ein um 1730 von dem Schreinermeister Johann Dietrich Schönhard erbautes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1]

Geschichte

1. Bauherr und erster bekannter Eigentümer des Hauses war der Schreinermeister Johann Dietrich Schönhard(t) der Ältere (~ 08.10.1702; begr. 06.05.1748), Sohn des Stadtrentmeisters Balthasar Schönhard(t) (Bunsenstraße 3) und der Anna Catharina Cupitz. Er heiratete am 30. Mai 1731 Anna Erich Nagel (~ 12.12.1708; † November 1779, 70 Jahre und 11 Monate), Tochter des Wilhelm Nagel und der Margarethe Vöpel. Sie ging eine zweite Ehe mit dem unter Nr. 2 genannten Arndt Gelster ein. Die Ehelete Schönhard/Nagel hatten wenigstens ein Kind:

Henrich Wilhelm Schönhard (Tränkestraße 12)

2. 1749 Arndt Gelster

3. 1778/1791 Daniel Brühmann

4. 1813 Georg Brühmann

5. 1841 Carl Happe

6. 1861 Friedrich Rauch

7. 1878 Conrad Gerlach

8. 1885 Heinrich Weinreich

9. 1891 erwarb der jüdische Handelsmann Emil Löwenstern (* 20.01.1852 in Basdorf; † 01.01.1934 [er erhängte sich]) das Haus. Er war das älteste von neun Kindern des Viehhändlers Bär Löwenstern (Professor-Kümmell-Straße 4) und der Jettchen Löwenstern. Emil Löwenstern vermählte sich am 27. Juni 1881 in Merxhausen mit Julie (Julchen) Kander (* 16.09.1855 in Riede; † 10.01.1934). [2]

10. 1934 erbte Adolf Löwenstern (* 03.03.1884; † 26.03.1965 in Kew/Australien), Sohn von Nr. 9, das Haus. [3] Er heiratete am 15. Februar 1921 in Hamburg Emma Christine Elisabeth Tietgen (* 24.05.1889 in Hamburg; † 1956 in Footscray/Australien), Tochter des Claus Christian Tietgen und der Marie Elise Dorothea Wienecke aus Hamburg. Elisabeth Tietgen war Christin und erhielt durch Bescheid des Landesdirektors in Arolsen vom 30. April 1921 die Erlaubnis, anstelle des 3. Vornamens Elisabeth den Vornamen Ruth zu führen und trat zum Judentum über. Im März 1937 emigrierte die Familie nach Australien, wo bereits Brüder des Vaters von Adolf Löwenstern lebten, die im 19. Jahrhundert dorthin ausgewandert waren. Seit der Auswanderung führte die Familie den Namen "Lowe". Aus der Ehe Löwenstern/Tietgen ging ein Kind hervor:

Burghard Leonhard Lowe, später Ronald Leonhard Lowe (* 18.01.1924 in Korbach; † 16.07.1983 in Chadstone/Australien). Er heiratete am 2. Februar 1946 in Footscray/Australien Ilma Doreen Harry (* 03.04.1915 in Rutherglen; † 23.04.1952 in Footscray). Aus der Ehe ging ein Kind hervor (Sohn * 1947). Eine zweite Ehe ging er am 15.05.1956 in Wonthagge/Victoria, Australien ein (Ehefrau * 1935). Aus dieser Ehe stammen zwei weitere Kinder. Die Tochter aus dieser Ehe besuchte im Mai 2017 die Heimatstadt ihres Groß- und Urgroßvaters. [4]

11. 1937 Wilhelm Knoch

12. 1954 Heinrich Jäger

13. Im Jahr 1958 erwarb der Weber Gustav Geselle (* 19.07.1912 in Kalduny/Polen; † ?) das Haus. Er war der Sohn des Wilhelm Geselle und der Susanne Schulz, beide aus Kalduny (wohl ehemals Groß-Schönforst in Westpreußen/Kreis Deutsch-Eylau). Er heiratete am 9. Juni 1936 Berta Schulz (* 13.01.1911 in Belchental/Landkreis Lask = Belchatow/Woiwodschaft Lódz, Polen; † ?), Tochter des Johann Schulz aus Kalduny und der Juliane Jakobschinksky aus Michalow.

14. ...

Das Haus stand im Jahr 2015 für 122.000,- Euro zum Verkauf. Laut der Verkaufsanzeige beträgt die Grundstücksgröße 257 m². Unter dem Haus befindet sich ein tonnengewölbter Keller.

Bilder

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Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 7, Dalwigker Straße - Am Butterturm - Grabenstraße - Entengasse - Tränkestraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 115-117. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Karl WILKE (Bearb.), Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Korbach, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1993, S. 176-178, Nr. 78, 79.
[3] Alle folgenden Angaben über Emil Löwenstern und seine Nachkommen nach WILKE (wie Anm. 2), S. 178-183, Nr. 79-82. Bei WILKE sind weitere, hier aus Datenschutzgründen noch nicht veröffentlichte Angaben über die Enkel und Urenkel Emil Löwensterns abgedruckt.
[4] Waldeckische Landeszeitung, Ausgabe vom 30. Mai 2017, S. 6: "Heimat der Vorfahren besucht - Löwenstern aus Tränkestraße: Sue Grisdales Familie emigrierte 1937".