Marktplatz 7 (Korbach)

Das Haus Marktplatz 7 im Mai 2016.
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Das Haus Nr. 7 am Marktplatz ist Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach. [1] Über das Alter gibt es unterschiedliche Meinungen. Nach einer Ansicht ist es noch in das 16. Jahrhundert zu datieren, wofür sein dem Haus Katthagen 13 ähnliches Kreuzdach und die Tauornamente sprächen. [2] Träfe diese Auffassung zu, wäre es neben dem Häusern Katthagen 13 und Enser Straße 7 das älteste Fachwerkgebäude der Stadt. Nach anderer Meinung ist es Ende des 17. Jahrhunderts [3] bzw. um 1700 entstanden. [4]

Geschichte

1. Erster bekannter Eigentümer war 1685 Johann Dietrich Craiss (Crayss, Kreiss; * 1665; begr. 18.10.1720), Bürger 1685, Ratsmitglied 1701, Sohn des Seilermeisters Johann Friedrich Craiss (Bürger 1647). Er heiratete 20. Februar 1685 Juliana Schott (* um 1647; begr. 13.04.1687, 40 Jahre). Eine zweite Ehe ging er mit Anna Margarethe Hagenbusch (* um 1642; begr. 09.07.1716, 74 Jahre) ein, Tochter des Pfarrers Marcelsus Hagenbusch in Obernburg und der Anna Erich Ladage. Seine dritte Ehefrau wurde am 15. August 1718 Gertrud Wigand (~ 01.02.1694; ber. 11.06.1725, 28 Jahre). Tochter des Werner Wigand und der Anna Elisabeth [Geburtsname unbekannt]. Sie heiratete 1721 den Johannes Goette jun. (Nr. 2). Es fällt auf, daß Craiss' zweite Ehefrau 18 Jahre älter und seine dritte Ehefrau 29 Jahre jünger war als er.

2. Durch Eheschließung erwarb 1721 Johannes Goette (~ 13.04.1698; begr. 15.11.1765), Bürger 1721, das Haus, indem er am 27. August 1721 die Witwe von Nr. 1, Gertrud Wigand (s.o.), heiratete. Er war der Sohn des Christoph Goette (Dalwigker Straße 7) und der Anna Elisabeth Asmuth. Eine zweite Ehe gig er am 27. November 1725 mit Maria Gertrud Schotte (~ 02.04.1703; begr. 02.03.1732) ein, Tochter des Bäckermeisters Jost Schotte (Klosterstraße 16) und der Anna Maria Wacker. Seine dritte Ehefrau wurde am 19. September 1732 Maria Elisabeth Blume (~ 04.02.1694; † 19.10.1766), Tochter des Jeremias Blume Tränkestraße 338 und der Anna Catharina Werner.

3. 1724 Johann Michael Tigges

4. 1728 1/3 des Hauses: Johann Henrich Klein

5. 1740 Johann Ulrich Salgo

6. 1763 Hermann Conrad Schmidt

7. 1780 Franz Wilhelm Tent

8. 1795 Heinrich Caspar Fritzner

9. 1829 Christoph Schaedla

10. 1858 Ludwig Carl Schaedla

11. um 1900 Wilhelm Limperg

12. Im Jahr 1953 erwarb der Metzgermeister Reinhard Wilke (* 03.07.1914; † ?) das Haus. Er war der Sohn des Karl Wilke und der Lina Isenberg, beide aus Berndorf. Am 2. August 1936 heiratete er in Berndorf Emma Emde (* 24.10.1905 in Willingen; † ?), Tochter des Schreinermeisters Fritz Emde (Willingen) und der Marie Schumann (Eimelrod). Wilke ließ den Putz des Hauses entfernen und das Fachwerk freilegen. Im Erdgeschoß richtete er ein Fleischwarengeschäft ein. Wilke war auch Besitzer der gleichnamigen Dorfmetzgerei in Berndorf, aus der sich die Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG mit über 200 Mitarbeitern entwickelte. Das Metzgereigeschäft wurde in den 1990 (?) Jahren aufgegeben. Heute befindet sich im Erdgeschoß ein Friseursalon. An die Fleischerei erinnert noch der Waldecker Stern an der rechten Hausfassade, der links, rechts und über dem Wappenrahmen früher je ein eisernes "W" aufwies ("Wilkes Waldecker Wurstwaren").

Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.

Erscheinungsbild

Im Brandkassenregister von 1784, Nr. 36, heißt es über das Gebäude:

"Tent, Franz Wilhelm; Wohnhaus am Markt, Holz, 27 x Fuß groß, Brandkassenwert 275 Taler."

Im Jahr 1939 wurde das Haus wie folgt beschrieben: [5]

"Wohnhaus; dreigeschossig; Fachwerk; zweites Obergeschoß und zwei Giebelgeschosse vorgekragt; Quergebälkprofil; großer Viertelstab mit reichgeschnitzten Seil - und Zopfbandornament; Fachwerk verputzt; um 1700."

Das Fachwerk wurde in den 1950er Jahren freigelegt. [6] Trotz des wahrscheinlich hohen Alters des Gebäudes wurde es dem Eigentümer um 1970 gestattet, das Fachwerk im Erdgeschoß zu entfernen und in massiver Bauweise ein modernes Ladengeschäft (Fleischerei) einzubauen, wodurch das Haus erheblich entstellt wurde. Heute befindet sich dort ein Friseurgeschäft.

Für ein gleiches Alter wie das Haus Katthagen 13 spricht auch eine früher an der Giebelspitze des zum Marktplatz gerichteten Südgiebels angebrachte halbrunde, vorkragende Überdachung (Giebelnase), ähnlich jener, wie sie sich an der Spitze des Süd- und Nordgiebels des Hauses Katthagen 13 findet; dort jeweils von einem Balken mit einem geschnitzten, weißbärtigen Kopf gestützt. Diese Giebelüberdachung wurde spätestens im Rahmen der Fachwerkfreilegung in den 1950er Jahren entfernt (vgl. Lichtbilder unten).

Bilder


Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 6, Kirchplatz - Marktplatz - Enser Straße - Katthagen - Kleine Gasse, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 33-35. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Werner MEYER-BARKHAUSEN, Alte Städte zwischen Main und Weser: Corbach, Verlag H.W. Urspruch, Korbach 1923, S. 29.
[3] THOMAS (wie Anm. 1), S. 33.
[4] Wolfgang MEDDING (Bearb.) in: Friedrich BLEIBAUM (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Dritter Band, Kreis des Eisenberges, Kassel 1939, S. 141.
[5] MEDDING (wie Anm. 4).
[6] Vgl. THOMAS (wie Anm. 1), S. 33.