Grabenstraße 1 (Korbach)

Das Haus Grabenstraße 1 im Dezember 2016.
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Das Haus Nr. 1 in der Grabenstraße ist ein 1863 von dem Schneidermeister Wilhelm Wigand/Wiegand errichtetes, später vollständig umgebautes Fachwerkhaus in der Altstadt von Korbach [1]

Geschichte

1. Das Grundstück, auf dem das Haus errichtet wurde, gehörte zuvor den Erben des Christian Friedrich Wilhelm Tent (Rathausgasse 2a).

2. Der Bauherr, Schneidermeister Friedrich Wilhelm Wigand/Wiegand (* 11.09.1816 in Rhena; [2] † 28.03.1893), war ein nichteheliches Kind des Advocaten Johann Friedrich Ernst Wolrad Wigand (Oberstraße 1). Am 9. Juni 1848 heiratete er Helena Müller (* 22.11.1810; † nach 1893, nicht in Korbach). Sie war die Tochter des Musikus Caspar Müller aus Solz/Nassau. Aus der Ehe stammten neun Kinder, die aber nicht in Korbach verblieben sind. Wilhelm Wigand hatte 1848 das Haus Dalwigker Straße 6 erworben und 1861 das Haus Kleine Gasse 2 erbaut.

3. 1896 kaufte der Landwirt und Bierverleger Wilhelm Schäfer (* 27.12.1859 in Buchenberg; † 26.04.1942) das Haus für 1.600 Mark von den Erben von Nr. 2. Er war der Sohn des Schneiders Wilhelm Schäfer in Buchenberg und der Marie Christine Emde. Am 19. September 1880 heiratete er in Eppe Luise Westmeier (* 05.05.1856 in Goldhausen; [3] † 26.04.1921).

4. 1937 erwarb der Installateurmeister Erich Philipp Heinrich Goos (* 09.03.1901; † nach 1959) das Gebäude. Er war der Sohn des Christoph Goos (Am Butterturm 4) und der Hermine Schreiber. Am 17. Juli 1927 heiratete er in Willingen Marie Vogel (* 07.05.1901 in Brilon-Wald; † nach 1959), Tochter des Christian Vogel aus Helmighausen und der Johanette Wilke aus Wilingen.

5. Die weiteren Eigentümerwechsel sind hier nicht bekannt.

Erscheinungsbild

Das Haus steht mit seiner Frontseite auf der früheren Stadtmauer. Der Bauherr Wilhelm Wigand musste auf Verlangen der Stadt am 28. Juli 1863 einen Revers unterzeichnen, in dem er sich verpflichtete, sein neuerbautes Haus soweit zurückzusetzen, daß es 2 Fuß und 2 Zoll von der städtischen Grenze, der früheren Stadtmauer, entfernt bleibt. Auch die Treppe zum Eingang sei nicht vor, sondern in das Haus zu legen. Bürgermeister Ludwig von Hanxleden akzeptierte diese Verpflichtung mit dem Bemerken, daß dem Wigand vorläufig der bebaute Teil der Stadtmauer auf Beschluß des Gemeinderats vom 16. Juli 1863 belassen bleiben soll. Durch dieses erhaltene Revers ist die Lage der im Siebenjährigen Krieg in diesem Bereich niedergelegten Stadtmauer genau festzustellen.

Das Haus ist seit seiner Errichtung wiederholt umgebaut worden. Der Eingang wurde 1921 nach hinten verlegt. Ein moderner Ladeneinbau und der Bau einer Werkstatt hinter dem Haus erfolgten 1950 und 1953. Es ist hier nicht bekannt, ob die heutige Gestalt des Hauses auf einen vollständigen Neubau zurückgeht oder das alte Haus lediglich modernisiert und umgebaut wurde (siehe Lichtbilder).

Bilder

Anmerkungen

[1] Hermann THOMAS (Bearb.), Die Häuser in Alt-Korbach und ihre Besitzer, Heft 7, Dalwigker Straße - Am Butterturm - Grabenstraße - Entengasse - Tränkestraße, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1960, S. 37-38. Alle folgenden Daten, soweit nicht anders vermerkt, nach THOMAS. Falls nicht anders angegeben, sind alle genannten Personen in Korbach geboren und gestorben.
[2] Bei Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 22, Rhena, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1980, S. 240, ist lediglich die nichteheliche Verbindung zwischen dem Schneider Heinrich Wigand und der Henriette Hauten aus Stadthagen genannt, aus der am 22. Dezember 1826 das Kind Wilhelmine Sophie hervorging († 03.06.1829).
[3] Bei Hilmar G. STOECKER (Bearb.), Waldeckische Ortssippenbücher, Band 17, Goldhausen, Stadtarchiv Korbach (Hrsg.) 1978, ist Luise Westmeier nicht verzeichnet.